Gott finden – oder: gibt es die eine wahre Religion?

In letzter Zeit ist die Welt gezwungen, ob sie will oder nicht, sich in Folge der zahlreichen Nachrichten über „islamistische“ Terroranschläge wieder vermehrt mit Religion, ja mit der Frage nach wahrer Religion auseinanderzusetzen. Jahrhunderte lang gehörte es zum guten Ton unter angeblich „Gebildeten“ (und „Eingebildeten“), solche Fragen als überflüssig abzutun oder Religion einfach als Befriedigung eines Bedürfnisses darzustellen, etwas Höheres verehren zu können als sich selbst. Mit welcher Art von Religion man dieses „Bedürfnis“ befriedigt, wurde und wird bis heute von vielen als gleich-gültig dargestellt.
Selbst von vielen Kirchenmännern wurde eine solche Sichtweise mehr oder weniger klar akzeptiert oder gar propagiert. Im Namen der Religion sich streiten, eine wahre Religion suchen, was soll das? Ein Wohlstands-Christentum braucht sich solchen Fragen doch nicht zu stellen, ganz genau wisse das ja niemand, was Wahrheit sei, und so soll eben jeder den anderen annehmen und mehr oder weniger gutheißen, was sich auf dem Markt der Möglichkeiten so alles finden lässt.
„Interreligiöse Friedensgebete“ wie jenes, das Joh.Paul II. am 27. Oktober 1986 veranstaltete und das seither weltweit immer wieder kopiert wird, vermieden bewusst die Frage nach der Wahrheit im Interesse einer Suche nach „Frieden“, die allen Religionen angeblich gemeinsam sein sollte. Jeder wurde aufgefordert, seiner „religiösen Tradition“ treu zu bleiben, denn "jede Religion lehrt die Überwindung des Bösen, den Einsatz für die Gerechtigkeit und die Annahme des anderen. Diese gemeinsame radikale Treue zu den jeweiligen religiösen Überlieferungen ist heute mehr denn je ein Erfordernis des Friedens" (Joh. Paul II. beim "Angelus" am 21. September 1986: Oggi, questa comune, radicale fedeltà alle rispettive tradizioni religiose è piu che mai un'esigenza della pace; vgl. Osservatore Romano, deutsch, 26. September 1986, S.1).
Doch in auffallender Weise begann gerade nach diesem ersten „Friedensgebet“ von 1986 bis in die heutige Zeit hinein die behauptete allgemeine „Friedlichkeit“ aller Religionen sich immer stärker selbst zu widerlegen, so dass die Menschen herausgefordert waren und es bis heute auch noch sind, zu fragen, was denn falsch sei an mancher bisherigen Vorstellung von „Religion“, dass sie die zunehmenden Terrorakte begünstigen oder hervorbringen könne?
Die Antwort ist einfach: Wie nicht alle Menschen automatisch gut sind, so können es auch „Religionen“ nicht sein. Es kommt nicht darauf an, einfach nur irgend eine Religion zu haben, sondern darauf, dass man Gott und damit den Guten selbst sucht und findet. Der Mensch ist nicht geschaffen, um blind einfach irgend ein höheres Wesen zu verehren, sondern er soll als Vernunftwesen den wahren und alleinigen Gott anbeten. Nur in Ihm, dem Schöpfer und Erhalter alles Seins, kann er auch das wahre Leben und die wahre Wert-Fülle finden, deren Bild dieser Schöpfer in sein Herz eingesenkt hat.
Wir tragen zwar ein Bild des Guten und der Wahrheit in uns, sind also als Vernunftwesen in der Ebenbildlichkeit Gottes erschaffen, aber wir erfahren auch die Gewalt des Bösen und des Übels, die die Verwirklichung des Guten in uns und in der Welt behindert. Unser Erkennen und unser Tun ist so nicht völlig Licht, sondern immer auch durch die Finsternis des Bösen bedroht. Der Mensch kann Gott und das Gute grundsätzlich zwar erkennen, doch gerade weil ihm dies möglich ist, erlebt er sich durch die Sünde auch erlösungsbedürftig und von Gott noch getrennt.
Das Wort Religion kann von dem lateinischen Wort re-ligare abgeleitet werden und heißt dann so viel wie „Rückbindung“. Der Mensch bindet sich und entscheidet sich – daran kommt keiner vorbei, auch wenn er Religion im Sinne von Gottesverehrung ablehnt. Jeder muss sich hier der Frage stellen, worauf er sein Leben aufbaut und welches Ziel er in seinem Leben letztlich verwirklichen will. Begnügt er sich mit Finsternis oder bloßer Willkür, oder sucht er die Wahrheit selbst, bindet sein Leben an die Liebe zur Wahrheit und Gerechtigkeit, an den ersten Ursprung, an das, wovon alles andere herrührt und abhängt, das heißt in dem Sinn, wie Religion gewöhnlich verstanden wird: an Gott. Unser Leben hat insofern eine absolute Dimension, wir können es füllen mit Wert, der absolut ist, oder mit totem Unwert, der alles Licht und alles Leben, das uns gegeben ist, auslöscht.
Wer sich nur eine „Religion“ zusammenbastelt, wie es heute oft geschieht, nur zur Befriedigung individueller oder gesellschaftlicher Bedürfnisse, will diese Rückbindung an einen ersten, absoluten Wert und an eine absolute Wahrheit gar nicht. Er bleibt dabei stehen, um um sich selbst zu kreisen. Das Wort „Religion“ wird hier missbraucht für die Produktion und Verherrlichung von eigenen, willkürlichen und deshalb austauschbaren Hirngespinsten. Eine wirkliche und willentliche Rückbindung an die Wahrheit findet gar nicht statt.
Wo eine solche Bindung an die Wahrheit aber gewollt und gesucht wird, ist sie nur möglich, wenn sich die Wahrheit uns zeigt. Wenn wir über unser eigenes zufälliges Ich hinausgelangen können zu dem, was alles hält und trägt, auch uns selbst und alle unsere schwachen Handlungen.
Ohne wahre Offenbarung Gottes ist Religion als wahre Rückbindung an die absolute Güte nicht möglich. Die Schöpfung kann uns natürlich viele Wahrheiten offenbaren. Doch welche Wahrheit steht hinter und über allen „Wahrheiten“? Welche Wahrheit gibt den „Wahrheiten“ erst ihre Klarheit und ihren Zusammenhang?
Religion ist ein Unterscheidungsmerkmal des Menschen vor allen anderen Lebewesen und ein Zeugnis der dem Menschen verliehenen Vernunft, die auch hinter die bloß vordergründigen Dinge und „Wahrheiten“ zu blicken vermag. Der Vernunft, die dies nicht nur vermag, sondern die ohne diese Ausrichtung auf eine absolute Wahrheit gar nicht sein kann. Denn jede Auseinandersetzung mit einer Frage, jede Behauptung oder auch Leugnung, die ja nur eine negative Behauptung ist, aber auch jedes Offenlassen einer Antwort, was ja auch wieder eine Behauptung im Hinblick auf absolute Wahrheit darstellt, nimmt die Erkenntnismöglichkeit und auch prinzipielle Erkenntnis einer solchen letzten Wahrheit schon vorweg und schließt sie in der jeweiligen Behauptung mit ein. Denn auch, wenn ich sage, ich kann oder will über etwas keine Aussage treffen, behaupte ich das nur im Wissen um den Anspruch der Wahrheit, der sich mit offenbart.
Der Mensch trägt so als Vernunftwesen ein „Wissen vom Wissen“ und damit einen Bezug zu einer absoluten Wahrheit in sich, ohne den er gar nicht fragen, aber auch nichts verteidigen oder bestreiten könnte. Das heißt nicht, dass ich schon alle Antworten auf alle konkreten Fragen kennen muss, sondern nur, dass es grundsätzlich eine Antwort und damit ein Wissen zu diesen Frage geben muss, sonst wäre es nicht möglich, danach zu fragen. Da ich den Mangel an Wissen empfinde, zeige ich, dass ich überhaupt nach Erkenntnis und Wissen streben kann und dass ich damit auch schon einen Ur-Wegweiser zur Wahrheit in mir trage (christlich gesprochen: dass ich Ebenbild Gottes bin) .
Da wir in allem erkennen und zugeben müssen, dass nicht wir die letzte Wahrheit selbst sind, sondern in unserem bruchstückhaften Wissen auf sie nur hingeordnet und ihr unterworfen sind, werden wir von der Autorität der absoluten Wahrheit gerufen und in die Pflicht genommen. Wenn wir die absolute Wahrheit auch nur als „theoretische Größe“ suchen, von der wir uns gerne immer distanziert betrachten, so werden wir von ihr dennoch immer in praktischer Weise herausgefordert. Wir können ihr als Vernunftwesen gar nie unbeteiligt gegenüberstehen.
Würde im Namen einer „Wahrheit“ oder „Gottheit“ von uns Böses gefordert, könnte sie sich vor unserer Vernunft nicht rechtfertigen oder als wahr erweisen, weil sie dem Anspruch des absolut Guten, das uns unmittelbar und als sich selbst rechtfertigend und deshalb auch als Aufruf zur Verwirklichung des Guten gegenübertritt, widerstreiten würde.
Unser Erkennen von Wahrheit geht somit über die Möglichkeit des theoretischen Wissens weit hinaus, ja wahre Vernunft zeigt sich erst wirklich vollkommen in der Fähigkeit, Gutes oder Böses als solches zu erkennen. Wir erleben unsere Vernunft nicht nur als „Wissen“ um die Welt in theoretischer Schau, sondern als Auftrag zur Verantwortung, als Möglichkeit, zwischen Gut und Böse zu entscheiden und dem Ruf zum Guten zu folgen.
Dort, wo wir diesem Ruf nicht folgen, erfahren wir einen Widerspruch zu Vernunft und Erkenntnis des Guten, die uns gegeben ist. Wo wir auf das Gute verzichten oder uns von ihm abwenden, gibt es nichts Wertvolles, aber auch nichts Vernünftiges mehr.
Wo wir das Gute tun und ihm folgen, verwirklichen wir hingegen Vernunft in ihrer höchsten Vollendung, vereinigen unsere endliche Vernunft mit der sich uns offenbarenden absoluten Vernunft. Religiös gesprochen: Wir verwirklichen unsere Gott-Ebenbildlichkeit als Vernunftwesen in der Einswerdung mit dem sich uns als absolut gut offenbarenden göttlichen Willen!
Wer Böses tut, handelt letztlich immer gegen den Aufruf und Anspruch wahrer und absoluter Vernunft, wer Gutes tut, verwirklicht die Vernunft, die sich uns offenbart, in seinem Leben und stellt sie in einen größeren Zusammenhang absoluter Geltung der Wahrheit auch im praktischen Bereich.
Vor diesem Anspruch der absoluten Vernunft, die sich in unserer endlichen Vernunft widerspiegelt, müssen sich alle menschlichen Taten und Behauptungen messen lassen. Und auch „Religion“ kann sich nur rechtfertigen, wenn sie dem Anspruch absoluter Wahrheit und Güte gerecht werden kann.
Es ist klar, da nicht der Mensch als endliches Wesen Absolutheit oder Wahrheit aus sich selbst hervorbringen kann, dass nur eine wahre Offenbarung Gottes die menschliche Vernunft aus ihrer Beschränktheit und Teil-blindheit erheben und befreien kann.
Naturreligionen, aber auch alle alten Religionen in Ost und West, ob in alten Hochkulturen oder ob Hinduismus, Shintoismus, irgend welche Stammesreligionen oder Religionen in der Neuen Welt, aber auch neuzeitliche Religionen wie Bahai, die ähnlich wie viele moderne Menschen aus allen Religionen eine neue zusammensetzen wollen, können zwar undeutlich eine Vorstellung eines höchsten Wesens oder einer letzten, absoluten Wahrheit entwickeln, die dem Menschen naturhaft eingeprägt ist, aber es fehlt ihnen das lebendige Wort Gottes, das diese undeutliche, so genannt natürliche und nur sehr allgemeine Offenbarung Gottes konkret mit Leben erfüllt. Erst wenn Gott selbst als wirkliches und lebendiges Gegenüber nicht nur im natürlichen Licht unserer Vernunft, sondern im übernatürlichen Glanz Seiner wahren Heiligkeit erscheint, ist eine wirkliche Gemeinschaft des Herzens, ein über-natürliches Leben in wahrer Kindschaft Gottes möglich!
So kann man bei den meisten „Religionen“ auch gar nicht wirklich von „Religion“ und auch nicht von einer wirklichen Bemühung um eine wahre Verehrung Gottes sprechen. Da der Zugang zu Gott fehlt, ist der natürliche „Glaube“ ihrer Anhänger vage und oft kaum fassbar. Der Mensch hat zwar eine natürliche Ahnung von einer letzten, absoluten und höchsten Kraft, doch sie bleibt ihm ohne wahre übernatürliche Offenbarung Gottes selbst innerlich fremd.
Es gibt aber auch Religionen, die sich auf eine „Offenbarung“ Gottes berufen, wie den Islam. Dieser nimmt - in ausdrücklichem Bezug auf Judentum und Christentum - eine Offenbarung und einen Aufruf zur Wert-fülle durch Gott zwar in Anspruch. Aber kann er diesen Anspruch auch erfüllen und bestätigen?
Warum soll man den Worten Mohammeds Glauben schenken? Kann er sich als wahrer Prophet durch seine Werke erweisen? Hat er nicht nur einiges vom Glauben Israels und der Christen übernommen und kann so letztlich auch nur auf die Werke Christi verweisen, der nach Mohammed auch ein wahrer Prophet Gottes gewesen sein soll?
Der Koran spricht ausdrücklich über die Wunder und Totenerweckungen, die Jesus vor aller Augen vollbracht hat, aber er berichtet nichts Gleichwertiges von Mohammed. Moslems nennen zwar ersatzweise oft den Koran als „Wunder“, der aber beim plötzlichen Tod Mohammeds so noch nicht einmal existierte, oder es wird auf eine „nächtliche Himmelfahrt“ Mohammeds verwiesen, welches „Zeichen“ aber leider niemand bezeugen kann! Außerdem wird gelegentlich auf sein „übermenschliches“ Organisationstalent oder andere Vorzüge verwiesen, - aber gerade hier offenbart sich doch hinter der leider doch nur menschlichen Größe auch menschliche Unzulänglichkeit, die oft in Gewalt, Grausamkeit und Unmoral mündet.
Mohammed zeigt sich im Schrifttum des Islam als ein kriegerischer Kaufmann, der zwar die Lehre von einem einzigen Gott vertritt, aber zugleich das abstreitet, was das Christentum ihm schon sechshundert Jahre voraus hatte. Mohammed will der letzte und größte Prophet Gottes und der Abschluss des Alten und Neuen Testamentes sein, verneint aber doch gleichzeitig mit aller Vehemenz die Möglichkeit des unmittelbaren Offenbar-Werdens Gottes selbst, die das Christentum verkündet, und beschränkt es auf eine „Offenbarung“ durch Mittler, also durch einen „Engel“ oder „Propheten“. Die Möglichkeit wahrer Liebe und unmittelbarer, inniger Vertrautheit des Menschen mit Gott, die Jesus gelehrt und ermöglicht hat, wird im Islam zurückgewiesen.
Gott selbst bleibt im Konzept von Mohammed der Vernunft des Menschen letztlich fremd, da Er nur über der Welt, aber nicht in ihr erscheint. Der Mensch kann hier keinen wirklichen Zugang oder Anteil am göttlichen Leben finden, weil auch Gott nicht wirklich bis in die Welt der Menschen als Mitbruder hinabsteigt und Anteil an ihrem Leben nimmt. Entsprechend ist auch die Jenseitsvorstellung im Islam nichts anderes als eine bloße Überhöhung des Diesseits. Es wird als schöner Garten erwartet, wo den Männern zahlreiche Jungfrauen statt der Ehefrau zur Verfügung stehen und Früchte und andere Annehmlichkeiten sinnliche Genüsse bieten. Wenn dies der Vorzug des Jenseits sein soll, so fragt man sich, worauf diejenigen, die das alles auch schon hier im Diesseits im Überfluss „genossen“ haben, sich überhaupt freuen sollen, wo solches doch oft auch schon hier Überdruss und Langeweile und deshalb auch die Frage nach dem eigentlichen Wert des Lebens erst hervorruft. Ganz abgesehen davon, dass die jenseitigen Freuden für die Frauen offenbar vergessen wurden?
Der Islam offenbart so wohl weniger Gott selbst, als viel mehr eine recht menschliche Vorstellung von Ihm. Und das zeigt sich nicht nur dort, wo auch die Gewalttätigkeit der Lehre Mohammeds für die Welt, aber auch für viele Moslems, zum Problem wird, was auch heute wieder Verteidigungs- und Schutzmaßnahmen erfordert, wie schon im Mittelalter, das für die Verteidigung der Mitbrüder und der heiligen Stätten (und zwar erst nach Jahrhunderten islamischer Gewalt) in neuzeitlichem Hochmut gern verleumdet oder zumindest angeklagt wird. Der Blick auf die Vorgänge heute kann uns auch das Gestern verständlicher machen, wobei Untaten heute wie damals auf allen Seiten natürlich nicht schöngeredet oder ausgeblendet werden sollen.
Ein Teil der Muslime spricht heute davon, dass diese Gewalttaten nicht der eigentliche Islam seien. Ein anderer, besser unterrichteter oder auch ehrlicherer Teil bekennt, dass diese Gewalt sehr wohl der muslimischen Tradition entspreche, nach der die Ungläubigen letztlich vernichtet oder unterworfen werden müssen, was ja auch an allen großen muslimischen Universitäten und Hochschulen traditionell so gelehrt wird, in Treue zu den Aussagen des Koran oder der Hadith und anderer Überlieferungen zum Leben des „Propheten“ Mohammed.
Manche Moslems, die für sich in Anspruch nehmen, dieser Gewalttätigkeit den Rücken kehren zu wollen, um einen wie auch immer vorgestellten „reformierten“ Islam zu begründen, berufen sich darauf, dass im Islam letztlich kein verbindliches Lehramt festgelegt sei, wie im Christentum, das auf den von Christus selbst eingesetzten Aposteln und ihren Nachfolgern aufgebaut ist. Von Anfang an habe es deshalb Auseinandersetzungen wegen unterschiedlicher Auffassungen im Islam gegeben, bis hin zu richtigen Machtkämpfen, weshalb die ersten Kalifen und Nachfolger Mohammeds alle durch eigene „Glaubensbrüder“ selbst ermordet worden sind (ein merkwürdiger „Start“ für eine Religion. Man bedenke, welches Licht es auf die Apostel und ersten Zeugen Christi werfen würde, wenn auch sie sich aus Eifersucht oder Machtstreben gegenseitig umgebracht hätten?).
Die Autorität von verschiedenen Schulen oder Gelehrten, die im Lauf der Jahrhunderte bis heute eine Art Ersatz-Lehramt übernommen haben, könne sich nach Auffassung solcher „moderner Moslems“ im Islam aber nirgends wirklich als allgemein-verbindlich legitimieren, weshalb auch eine neue Interpretation muslimischen Lebens denkbar sei. Die Frage ist hier nur, wie das möglich sein soll, ohne sich von Mohammed selbst loszusagen, und damit als „Ungläubiger“ zu gelten, wofür im Islam aber die Todesstrafe droht! („Und wenn sie sich abwenden, dann greift sie und tötet sie, wo immer ihr sie findet, und nehmt euch niemand von ihnen zum Freund oder Helfer!“ - Sure 4,89. Selbst die Vernachlässigung des Gebets kann nach islamischer Rechtsauffassung schon als eine Form des Glaubensabfalls und damit auch Todesstrafe bedeuten, vgl. http://www.ead.de/arbeitskreise/islam/arbeitshilfen/abfall-vom-islam-nach-koran-und-sharia.html).
Das muslimische Glaubensbekenntnis, dass es keinen Gott außer Allah gebe und dass Mohammed sein Prophet sei, erlaubt letztlich keinen Weg an Mohammed und am Koran (und damit an den problematischen Stellen im Leben Mohammeds und im Koran) vorbei! Und da nach muslimischer Auffassung die „Offenbarungen“ an Mohammed erst gegen sein Lebensende ihre Vollendung erreicht haben, kann dies bedeuten, dass auch die - eher spärlichen - „friedlichen Aussagen“ Mohammeds im Hinblick auf Andersgläubige, auf die heute gerne verwiesen wird (die oft aus seiner Frühzeit stammen, als er selbst noch bedrängt war), nach muslimischem Glauben durch spätere Verse erst richtig erklärt werden, wo die Tötung von „Ungläubigen“ usw. Praxis wird, nachdem er die Macht dazu erhalten hatte. Auch dies macht eine völlige Verbannung der Gewalt aus der muslimischen Lehre praktisch kaum möglich!
Außerdem befreit auch ein von der Überlieferung relativ unabhängiger, individualistischer „Islam“, wie ihn heute manche „weltliche Moslems“ anpreisen, nicht vom eigentlichen Problem, das letztlich darin besteht, dass der Islam keine Zeichen einer wirklichen Offenbarung Gottes und wahrer Heiligkeit aufweisen kann.
Manche wenden ein, auch im Christentum habe es doch viel Gewalt gegeben. Doch es ist ein großer Unterschied, ob eine Religion die Heiligkeit und Liebe, bis hin zur Feindesliebe, predigt (wie es Christus getan hat), und die Menschen dann dennoch Böses tun, oder ob eine Religion Gewalttätigkeit und Tötungen lehrt, die Menschen aus natürlichem Instinkt aber doch oft lieber friedlich bleiben.
Und auch Gewalttaten im Alten Testament können nicht als Argument gegen das Christentum verwendet werden, weil es ja die Unvollkommenheit der Offenbarung Gottes im Alten Testament, die überwunden werden muss, gerade betont und deswegen die Notwendigkeit der Erlösung und des Neuen Bundes lehrt.
Dennoch ragt das Volk Israel, das schon im Altertum den Anspruch einer wahren Gottesoffenbarung und damit auch die Offenbarung des Wahren und Guten mit allem Nachdruck hochgehalten und durch alle Zeiten getragen hat, aus allen anderen Völkern deutlich hervor, nicht durch seine Größe oder andere irdische Fähigkeiten, sondern durch die Einzigartigkeit seiner Verehrung des einzig wahren Gottes, dem gegenüber alle anderen „Götter“ als tote „Nichtse“ zurückgewiesen wurden!
Das fiel auch den anderen Völkern auf! Israel verehrte nicht irgendeinen Gott nur aus strategischen, wirtschaftlichen oder psychologischen Interessen, was den anderen Völkern oft schon als „Frömmigkeit“ galt.
Israel stand zu seinem Gott in einem exklusiven Bund der Heiligkeit, der auch von jedem einzelnen verlangte: „Seid heilig, wie ich der Herr, euer Gott, heilig bin!“ (Lev. 11,44f.; 19,2; 20,7). Ein Gott, der dem Volk selbst eine auserwählte Stellung verlieh, indem Er die Treue zu Seinem Bund versprach, der deswegen aber auch Treue forderte. Diese Treue zeigte sich nach außen hin im Gehorsam Seinen Geboten gegenüber.
Ein Zeichen für diesen Gehorsam, wodurch Israel seinem Gott aber einen unvergesslichen Platz im alltäglichen Leben freihielt, war die Begehung des Sabbats als des wöchentlichen Ruhetages für den Herrn, was von der Heidenwelt nicht immer mit Verständnis wahrgenommen wurde. (Man feierte in der heidnischen Umgebung allenfalls bestimmte Festtage für verschiedene Götter).
Tacitus (58 – 120 n.Chr.) erklärt die jüdische Praxis des Sabbats (Historien 5,4) als Andenken an ihre Ankunft im gelobten Land nach dem Auszug aus Ägypten, und er unterstellt eine gewisse Faulheit der Juden, weil es ihnen gefallen habe, nun einmal nichts zu tun. Der römische Philosoph Seneca (ca. 4 v.Chr. – 65 n.Chr.) meint, dass die Sabbatruhe einen Verlust von einem Siebtel des Lebens bedeute und warnt, dass das Nichtstun großen Schaden anrichten könne (Sen. zit. bei Aug. civ. dei. 6,11).
Das erinnert ein wenig an die Mentalität in unserer neu-heidnischen Umgebung, wo die Sonntagsruhe auch durch alle möglichen Maßnahmen ausgehebelt werden soll. Deshalb gewinnt auch für uns heute der Sonntag wieder verstärkt Bedeutung als Bekenntnis des Glaubens an Gott. Der Tag des Herrn verweist den Menschen aus dem nur um sich selbst kreisenden Mühen auf einen neuen Horizont und schenkt damit auch Raum für Freiheit und innere Ruhe in Gott, die der Mensch auf anderen Wegen letztlich vergeblich sucht.
Gott zeigte diesem Volk Seine Zeichen und Wunder, und damit auch Seine Liebe und Sein Herz, so dass in diesem ersten Aufleuchten Seiner Gnade trotz aller Unvollkommenheit dieser alttestamentlichen Offenbarung die Liebe bei so manchen schon bis zur Bereitschaft der Hingabe des eigenen Lebens für Gott führen konnte (vgl. die drei Jünglinge im Feuerofen, Dan. 3, die Makkabäer usw.).
Der geistliche Reichtum Israels lag nicht darin, dass es eine abstrakte Idee einer absoluten Wahrheit verwaltete oder selbst „konstruierte“, wie es manche Philosophen versucht haben -, sondern darin, dass es zu einer Beziehung der Liebe berufen war, die dem heidnischen Götzendienst unbekannt war: „Du sollst den Herrn, Deinen Gott, lieben aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele und mit all deiner Kraft!“ (Dt. 6,5).
Das ganze Leben sollte von dieser Liebe Gottes bestimmt sein, nicht nur äußerlich, sondern von ganzem Herzen! Israel folgte seinem Gott damit aus ganz anderen Motiven als die übrigen Völker ihren Göttern und unterschied sich auch dadurch, dass es in aller Strenge nur den alleinigen und vor allem den allein heiligen Gott, den Schöpfer Himmels und der Erde, verehrte, der sich nicht als materielles Wesen, sondern absolut über der ganzen Schöpfung stehend und geistig offenbarte, und der selbst dieses Sein Volk erwählt hatte, um es aus der Knechtschaft zu befreien (aus der es sich allerdings nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift oft gar nicht leicht befreien lassen wollte)!
Dennoch war diese Offenbarung Gottes im Alten Bund noch in vielerlei Hinsicht unvollkommen und unvollendet, was auch Israel schmerzhaft bewusst war. Die Heiligkeit, die eigentlich gefordert ist, kann der Mensch nicht selbst hervorbringen, wenn Gott ihn nicht durch Seine Gnade stützt und umgestaltet, von der Sünde erlöst. Und so lebte und lebt auch Israel inmitten aller Völker noch nicht wirklich erlöst.
Und so hat Israel selbst schon seit alter Zeit auf einen Erlöser, einen Messias gewartet, einen Lehrer der wahren Gerechtigkeit, der den Menschen den Weg zur Wahrheit und zu Gott hin erschließen kann, ohne welchen auch das heutige Judentum in religiöser Hinsicht ganz unvollkommen und unvollendet erscheint.
Ohne einen solchen Lehrer und Erlöser fehlte und fehlt auch Israel ein verbindliches Lehramt, so dass sich völlig unterschiedliche Gruppen gegenüberstehen (im Neuen Testament schon werden Pharisäer und Sadduzäer als widerstreitende Parteien genannt) und Israel sich bis heute eher völkisch als religiös als Einheit beschreiben lässt. Religiöses „Judentum“ definiert sich vor allem in der Befolgung äußerer Gebote, die man zwar aus Liebe zu Gott befolgen soll, die aber den „Durchbruch“ zu einer wirklichen Freiheit in der Vertrautheit mit Gott aus sich nicht bewirken können.
Solche und viele andere Momente lassen die Vollendung der Offenbarung Gottes in Israel als noch ausstehend erscheinen. Die recht äußerlich praktizierte Erfüllung der Gebote weist noch auf einen Mangel wirklicher Gemeinschaft mit Gott hin. Und was für gottesfürchtige Israeliten besonders schmerzhaft war und ist: Das eigentliche Herz der Religion Israels, der Tempel, fehlt seit seiner Zerstörung durch die Römer 70 n.Chr., ja schon 587 v.Chr. wurde er (bei der Eroberung Jerusalems durch die Babylonier) des Allerheiligsten, der Bundeslade, der Gesetzestafeln des Bundes, beraubt, war also in seinem Innersten leer. All dies rief und ruft in der Religion Israels nach einer von Gott kommenden Vollendung und Erfüllung, ohne die das religiöse Leben dieses Volkes wie eine bloße geistliche Baustelle erscheint.
Der Glaube Israels weist so aber als Vorbereitung auf ein endgültiges und vollkommenes Erscheinen Gottes hin, das die wahre Erkenntnis Seiner Größe und Heiligkeit, seiner wahren Gerechtigkeit und Liebe möglich macht und den Menschen als Sein Geschöpf aus der Sündenverfallenheit und Finsternis wieder heimholt zum wahren Leben in Seinem unvergänglichen Licht der Herrlichkeit!
Gott offenbarte sich vor Israel, doch es war noch nicht die vollkommene Offenbarung Gottes und Seines heiligen Willens, sondern es war eine Hinführung auf diese vollkommene Offenbarung Seines Herzens, die den Hunger und die Sehnsucht nach Gott und nach absoluter Wahrheit in Seinem Volk erst wachrief, indem er den Mangel anhand der übergroß geoffenbarten Heiligkeit Gottes erst bewusst machte!
Erst Jesus Christus offenbarte uns das Herz Gottes in Seiner ganzen Güte und Schönheit, erst in Seiner Gnade ist die Liebe in ihrer höchsten Form zur Vollendung fähig, erst durch Seine Hingabe für uns sind wir erlöst und der Versklavung an die Sünde in dieser Welt entrissen, erst in Ihm und Seiner Liebe ist ein wirklich neues Leben möglich, das schon hier auf Erden den Blick in den Himmel öffnet und uns einst mit Ihm zur Auferstehung in Sein himmlisches Reich führen wird.
Weil Gott sich uns in Liebe zuneigt, sind auch wir fähig geworden, unsere Mitmenschen, ja selbst die Feinde in Seiner Liebe zu lieben. Wir sind aufgerufen, unsere Fehler und Vergehen zu bekennen, und so werden wir in der Liebe Christi auch fähig, die Fehler der anderen zu vergeben.
So ist das Christentum eine Religion der Erkenntnis der Liebe Gottes, welche uns veranlasst, auch den Mitmenschen als Geschöpf desselben Gottes zu lieben, aber auch eine Religion der Selbsterkenntnis und der Fähigkeit zur Selbstkritik, was die Entwicklung der Abendländischen Kultur, auch der Wissenschaft und der sogenannten „Aufklärung“ erst ermöglichte. Auch die karitative Kultur der Nächstenliebe über alle Grenzen hinweg konnte nur in dieser Atmosphäre der Offenbarung der Gottesliebe gedeihen und eine neuzeitliche Zivilisation des sozialen Engagements und des brüderlichen Miteinanders auf der ganzen Welt begründen.
Nicht mehr die beschränkte oder berechnende Liebe, die auch ohne die Erlösung durch Christus möglich ist, sondern die Liebe wahrer und erlöster Kinder Gottes ist das Kennzeichen der ersten Christen bis zu den wahren Jüngern Christi heute.
Das Geheimnis, durch welches Christus die Welt erlöst hat", ist das Kreuz. Weil die anderen Religionen das Kreuz Christi nicht kennen, das Er als Gottes Sohn aus Liebe zu uns getragen hat, kennen sie auch die wahre Liebe Gottes noch nicht. Sie bleiben fern von Gott, ohne wahre und entschiedene Übung der Barmherzigkeit, sie bleiben von der Liebe Gottes getrennt und von einer wahren Erneuerung der Herzen durch die Gnade! Ohne Christus bleiben die Menschen auch unfähig, das Kreuz in Liebe und Dankbarkeit selbst zu tragen. Die Wirklichkeit bleibt düster, weil das Böse und das Übel alles Schöne in der Welt bedroht. Gutes zu tun bis zur Hingabe seiner selbst ist nur möglich vor dem Horizont der in Christus erschienenen Liebe Gottes. Erst diese erlösende Liebe bringt wieder Licht in die durch die Sünde dem Tod und der Finsternis verfallene Welt.
Deshalb tragen wir als Jünger Christi eine enorme Verantwortung, diese Botschaft und dieses neue Leben in der Liebe Gottes auch unseren Mitmenschen zukommen zu lassen, durch unser Leben und durch unser Wort! Leider ist auch der Sinn für die Mission bei vielen Christen verloren gegangen, leider tun viele so, als brauche der Mensch gar nicht mehr Christus, sondern sei so oder so erlöst oder könne es auch auf anderen Wegen werden. Leider versperren so Christen ihren Mitmenschen oft mutwillig den Weg zum wahren Leben, aber auch zur einen und wahren Religion, in welcher Gott selbst uns ruft in die Gemeinschaft mit Ihm, zum wahren und ewigen Leben!
Von manchen „Theologen“ wird das Kreuz sogar absichtlich in den Hintergrund gedrängt oder abgelehnt, besonders in manchen Strömungen der feministischen Theologie im Protestantismus. Man findet es oft nicht einmal mehr auf den Gräbern von Priestern und Ordensleuten, angeblich, weil auch die ersten Christen dieses Zeichen kaum benutzt hätten! Doch sie haben es damals wortwörtlich durch ihr eigenes Leben und Sterben Jesus nachgetragen!
Natürlich ist das Kreuz nicht das Letzte, sondern der Sonntag der Auferstehung, aber das Kreuz erinnert an die wahre Liebe, die Christus uns gezeigt hat, und führt auch uns sicher vor aller Verführung zur Nachfolge in dieser Liebe und zuletzt auch zur Auferstehung, zum Eingang in ein neues und ewiges Leben.
„Freilich gilt die Predigt vom Kreuze denen, die verloren gehen, als Torheit, uns aber, die gerettet werden, als Gottes Kraft“ (1.Kor.1,18). So ist das Kreuz zu einer „Weisheit“ geworden, „aber nicht die Weisheit dieser Welt oder der Fürsten dieser Welt … Vielmehr verkündigen wir Gottes geheimnisvolle, verborgene Weisheit“ (1Kor.2,6f.), die zum wahren Leben führt, zu dem, was noch „kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat, was kein Menschenherz sich je gedacht“, das aber „Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben!“ (1Kor.2,9).
Diese geheimnisvolle Kraft des Kreuzes Jesu Christi hat die Welt in den vergangenen zweitausend Jahren verändert und wird auch weiterhin vieles, ja alles verändern. Wie viele gute Taten wären nie geschehen, wie viele Herzen wären nie aus ihrer Verhärtung gelöst worden ohne diese Liebe Jesu am Kreuz?
In unserer Zeit zeigt sich immer deutlicher die Unzulänglichkeit aller anderen „Religionen“ und Weltanschauungen. Keine von ihnen führt wirklich zum Heil, keine andere Religion bewirkt diese Erlösung, diese Vereinigung mit der Liebe Gottes, die nur in der Gnade Gottes möglich ist, und die uns offen steht, weil Gott sich uns in Jesus Christus zugewandt hat, um uns selbst heimzuholen in Seine Herrlichkeit!
Bleiben wir unserem Erlöser und Seiner Tat für uns am Kreuz treu, lassen wenigstens wir uns heimholen in die Wahrheit Seiner Liebe und Herrlichkeit. Aber sorgen wir auch dafür, dass andere den Weg aus der Gottferne in die österliche Freude der Gemeinschaft und eines neuen Lebens mit Ihm finden können!
Der Glaube an Jesus Christus wirkt schon in diesem Leben Friede und Heil, die Nachfolge auf Seinem Weg bis hin zum Kreuz führt aber auch uns zur Auferstehung und zu einem neuen Leben in Seiner Liebe und in Seiner Heiligkeit!


Thomas Ehrenberger

 

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